Oberbayerisches Volksblatt, 23.02.2011

"Die Rimsinger" feiern im Rosenheimer Ballhaus mit großem Erfolg den zehnten Geburtstag

Vom Wertstoffhof in den Ballhaussaal

Angefangen haben sie mit dem Ende: Das Schlusslied hatten "Die Rimsinger", bestehend aus 15 Sängern und einer Pianistin im ausverkauften Ballhaussaal in Rosenheim an den Anfang und dann "noch 19 Zugaben" in Aussicht gestellt. Das ist das Markenzeichen der "Rimsinger", die, wie andere Gruppen auch, Schlager aus den 20er- und 30er-Jahren und bekannte Popsongs singen: Sie singen sie nicht nur, sie spielen und inszenieren sie mit Choreografie und Lichtregie, mit häufigem Kostümwechsel und mit Witz, Charme und enorm viel Spielfreude - und mit Erfolg.

© OVB, Foto:  Hartl

Von den Damen der "Rimsinger" wird Mister Sandman (Werner Aß) besungen.

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In Finsterleiten - "nahe beim Wertstoffhof" - in Rimsting begann's vor zehn Jahren, das Repertoire umfasste damals zwei Lieder, jetzt reicht es locker für zwei Stunden, amüsante, abwechslungsreiche und wohlgefüllte zwei Stunden, die wegen des kräftigen, mit Füßegetrampel gemischten, Applauses mit drei Zugaben gekrönt wurden: vom Wertstoffhof in den Ballhaussaal.

Damit die einzige böse Anmerkung nicht am Schluss stehe, sei hier schon gesagt: Von Anfang an störten wummernde Bässe aus dem Lokal von unten und verstörten zum Schluss hin nicht nur die Pianistin. Es war eine Zumutung für die Sänger und eine Zumutung für die Zuhörer. Kann mit dieser Lautstärke nicht bis zum Konzertende gewartet werden?

Zurück aber zum Bühnengeschehen oben: "Die Rimsinger" amüsierten sich über den allseits bekannten grünen Kaktus, versicherten lebenskundig, "so ein Kuss kommt von allein", bekamen für ihr Geständnis "I love Coffee" an Stehtischen einen Kaffee serviert, sangen, spielten und tanzten den verruchten "Kriminaltango" im Rotlicht und trösteten lebensphilosophisch-sentimental: "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück". Als mürrischer Bühnenarbeiter verkündete Raimund Feichtner, er "breche die Herzen der stolzesten Frau'n", als frauenumschwärmter Belami im Frack und Zylinder sang er sich tenoral in die Herzen der Frau'n, während Werner Aß als von den Frauen besungener "Mr. Sandman" im Nachthemd mit Schlafmütze im Rhyhtmus seinen Nachttopf bürstete und dann poetisch Silberstaub verstreute. Pfeffrig-heiß serviert war das harmonisch gut gewürzte "Chili con carne". Die Frauen sangen und tanzten - etwas vorsichtig - "Dancing Queen" von Abba, die Männer gaben - etwas zu männerchor-parodistisch - Eichendorffs "In einem kühlen Grunde" zum Besten, ein ziemlich erkälteter Tenor jammerte beklagenswert: "Kein Schwein ruft mich an!"

Der Kontakt zum Publikum war von Anfang an da, auch dank der Moderation von Werner Aß und Elisabeth Stögmüller. Werner Aß schaffte es als Moderator sogar, die Zuhörer zu Mitsingern zu machen. Sie durften den "Schabumm"-Refrain in dem Spider-Murphy-Song "Das Leb'n is wiar a Traum" mitsingen und taten dies deftig mit Genuss.

Nach kurzer Überlegungsphase mutierten die bayerischen Buam doch zu den Beach Boys und sangen statt "Barbara Anna" doch lieber "Ba-Ba-Barbara Ann" - liegt der "Beach" der "Rimsinger" doch am Schafwaschener Winkl...

Wie intensiv die Pianistin Rebecca Schöne die musikalische Mitte ist, wurde spätestens beim Höhe- und Schlusspunkt klar: Die "Rimsinger" wagten sich a cappella an Rossinis Ouvertüre zum "Barbier von Sevilla", dirigiert von einem wüstmähnigen und wild fuchtelnden Dirigenten. Die Pianistin saß im Sopran und hielt alles wie ein Konzertmeister rhythmisch zusammen. Dabei meisterten die Rimsinger diese fast zirzensisch schwere chorische Herausforderung an rhythmischer Präzision, halsbrecherisch schneller Artikulation und melodischer Treffsicherheit wirklich gut. So ist für die nächsten zehn Jahre der "Rimsinger" noch viel Aufregendes zu erwarten.

R.W.Janka